Heidi Richter schreibt im
Bobby-Buch: „Peter heißen viele…aber in der Hippie-Zeit nannten wir ihn
‚Heiterkeitspeter‘, denn er war die personifizierte gute Laune.“
Die meisten von uns kannten ihn als
„Zokker-Peter“. Ihn, der in jungen Jahren Vertreter für den Kräuterschnaps
Underberg war. Die Marke, die ihn sein Leben lang begleiten sollte. Ob als Chef
in der legendären Babs, als DJ Jean-Pierre im Lord Nelson, als Unikum im Weißen
Bär und und und… und seit den 80-er Jahren als Wirt in der Kreuzherrenecke.
Überall war Hans-Peter
Hubert-Leisten, wie der Zokker richtig hieß, bekannt und er wurde respektiert.
Er selber dagegen…völlig respektlos.
So einer nimmt kein Blatt vor den
Mund. Vorschriften von Ämtern betrachtete er als…Vorschläge. Anordnungen als Anregungen.
Diese Art und sein extravaganter
Look bis hin zum Ibizakorb mit „allem drin“, machten ihn zu einem echten
Original in der Altstadt und darüber hinaus. Ein bunter Hund in der schicken
Hohe Straße. Wo er auftauchte, hatte die Normalität Pause.
Der Zokker war Herbergsvater und
Kneipen-Psychologe, der uns Gäste seine „Patienten“ nannte. Verordnete Medizin:
die selbstgemachten Schnäpse nach Großmutters Rezept.
Pfeffer, Ingwer, Pepperoni.
Letzterer nur für Unerschrockene mit starken Nerven. Die Patienten haben es
genossen. Mitmenschen aller Couleur vom Anwalt bis zum Zahnarzt. Viele
Prominente obendrein. Oft war das Fernsehen da und die lokale Presse.
Stets hatte der Zokker ein offenes
Ohr für alle und alles. Außer für Witze. Die hasste er. Abgrundtief. Aber
ansonsten konnten wir ihm jedes Ding anvertrauen und er uns auch. Wir waren ja
sein Publikum, seine Fans. Die, die er ebenso herzte wie mit Leidenschaft
beschimpfte, um im nächsten Augenblick einen Schnaps auszugeben. Oder, noch
lieber, mit uns darum zu zocken.
Seine Lieblingsmusik: Beatles und
Stones. Aufgelegt unter strengen Anweisungen ans Personal: „Weniger Bässe, mehr
Höhen. Leiser, lauter! Wo bleibt der Übergang?“
Überhaupt die Musik…bloß keine
Fußball-Lieder! Aber unzähligen Live-Bands bot der Zokker eine Plattform. Dabei
stand meist der ganze Laden, den er auch schon mal seine „Horror-Bude“ nannte,
Kopf und er mitten drin. Als Anheizer, als Conferencier, als der eigentliche
Star.
Und alle Schönen der
Nacht…seine Groupies. Hier ein Kompliment, da ein frecher Spruch, dicker Kuss
und weiter geht der ganze Wahnsinn. Die Nelkenzigarette fest im
Anschlag. Hully-Gully bis zum
Abwinken, Altweiber inklusive. Die Anekdoten über diese Zeit reichen für
Lichtjahre.
An normalen Tagen, falls es die
überhaupt gab, um halb-eins „Hans Albers‘ Reeperbahn“. Orgel zwischendurch
sowieso.
Und dann weiter, immer weiter. Mit
der nächsten Vernissage. Mit Diskussionen und Streitgesprächen über alles
Mögliche. Politik, Sport, Kultur, Kunst. Ganz klar, auch mit vielen Künstlern.
Die hatten bei ihm sowieso einen
Stein im Brett und durften Deckel machen, wie manch anderer auch. Oft wurden
sie niemals bezahlt und irgendwann dann entsorgt. Zokker’s Devise: “Mehr is‘
nich drin!“
Er selbst hat auch gemalt. Ganz im
Stillen. In seinem Refugium in der Eifel. Kräftige Farben auf großen
Leinwänden. Das Haus bot ja Platz genug. Auch zum Aufbewahren von vielen lieb
gewonnenen Erinnerungen und natürlich als Treffpunkt für die Freunde aus der
Stadt, die er gerne seinen staunenden Nachbarn präsentierte. Umgekehrt genauso.
In der Garage neben der deutschen
Komfortkarosse ein englischer Sportwagen. Die Nähe zum Nürburgring befeuerte
seine Begeisterung für den Rennsport.
Und wenn nicht Eifel, dann ab und zu
Urlaub. Ko Samui, Mallorca – aber nur ein bestimmtes
Hotel - und Formentera, manchmal mit eigenem Heizöfchen. Oder Algarve,
Unterkunft mit deutschem Fernsehprogramm: täglich „Richterin Barbara Salesch“.
Der alte Grantler war gewiss kein
einfacher Zeitgenosse. Aber wer ihn zu nehmen wusste, mit dem ging er durch
Dick und Dünn. Bis ans Ende der Welt.
Bis es irgendwann nicht mehr so
leichtgängig war. Bis er eine Reihe von Verletzungen hinnehmen musste, die ihn
stark einschränkten. Nicht jedoch in der Birne. Da war der Zokker noch lange
beweglich genug.
Gerne erinnern wir uns an das
60-Jahre-Kneipen-Jubiläum und seinen 75zigsten, als er unsere Ovationen vor der
Kreuzherrenecke entgegen nahm. Das hat ihm sicherlich gut getan aber ihn
gleichzeitig leichtsinnig werden lassen. Mit fatalen Folgen, von denen er
nunmehr erlöst ist.
Wie dem auch sei, Zokker-Peter. Du
warst ein Mensch voller Freude und Liebe, Lust und Leid, Streitkultur und
Kauzigkeit. Mit Ecken und Kanten, mitten im Leben. Stolz vor allem auf Deine
Liebsten.
So einen wie Dich wird
es nie mehr geben. Und wenn wir die Augen schließen und an den schnauzbärtigen
Typen mit der Häkelmütze denken, dann hören wir
vielleicht seine raue Stimme, die uns einen Sinnspruch mit auf den Weg gibt:
“Oh, Baby, it’s a wild world…“
Tschöö, Zokker! Der Underberg geht
auf Dich…
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