Montag, 2. Juni 2014

FLINGERN... nostalgisch verklärt

Am Samstag war mal wieder Flingern-Straßen-Fest, zum 36. mal. click: "20000 Besucher"
Aber nicht im Neu-Schicki-Micki-Flingern-II rund um die Ackerstraße, sondern im richtigen Flingern! Will sagen: Flur-, Bruch-, Schwelmer-, Licht- und Hoffeldstraße.
Ich weiß wovon ich rede - ich bin hier geboren und groß geworden.

Jetzt heißt es chick "Szeneviertel" - früher durftest du nicht sagen, dass du von hier bist. siehe: "Unterwegs in Flingerns Mitte"

Bin nicht nur in der Flurklinik (der alten, richtigen Geburtsklinik!) neben dem Obsthändler Lehn, entbunden worden, sondern hab auch in der Flurschule das ABC gelernt ... und direkt gegenüber gewohnt. Leider - weil Muttern somit alles auf dem Schulhof im Blick hatte und ich mich nicht verdrücken konnte, z.B. zum Schrott- und Papierhändler auf die Schwelmerstraße, wo Jungs herrlich auf müffeligen Papierballen und -blöcken ihre Karl-May-Phantasien umsetzen konnten.
Was für ein Erlebnis, wenn der Altwarenhändler klingelnd durch die Straßen fuhr und sein "Lumpen, Eisen, Papier" schmetterte, oder der Kohlenmann die Briketts und Eierkohlen in die Kellerschächte schüttete (die man dann später als kleiner Strops mit Eimern in den vierten Stock schleppen mußte) (keine Angst, hat nicht geschadet!!).
Es gab auch noch den Eismann, der einmal pro Woche einen riesigen Eisblock geschultert brachte, welcher dann - glaube ich - in die Waschküche kam, um dann Stück für Stück von der Hausgemeinschaft für den jeweiligen 'Eisschrank' zerkleinert wurde.

In den "bösen Teil" Flingerns, den Hellweg, durfte ich nie. Meine Grenze war der Bahnübergang Bruchstraße. Größtes Ereignis war hier die Fußgängerbrücke; die Schranken waren oft sehr lange geschlossen, weil die Dampflokomotiven viel zu rangieren hatten. Doch wenn man auf der Brücke stand und die Lok unter einem durchfuhr ... in der Dampfwolke zu stehen war einfach phänomenal.

Flingern heißt auch Flinger Broich, also Fortuna. Mein Erstverein war jedoch Alemannia08.
Im "Bierhaus Fortuna" brachte mein Vater mir Billiardspielen bei. Caramboulage! Ich konnte grade so über den Tisch gucken.
Der spätere Schulweg zur Realschule am Hermannplatz führete immer am Büdchen am Lindenplätzchen vorbei (gibt's jetzt auch schon nicht mehr) und in den Hanielpark, wo wir eifrig Hausaufgaben tauschten oder ... machten.
Und dann gab es noch unsere Kinos: das Atrium und den Wintergarten und das Titania. Man traf sich (alles in einem gewissen Alter noch) Sonntags um 11 Uhr um 'Fuzzy' und 'Dick und Doof' zu sehen. Manchmal gab es als Zugabe ein Fix&Foxy-Heftchen.
Später dann, das sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt, wurde uns vorpubertierenden Lümmeln Einlaß gewährt in Filme wie "Die Technik der körperlichen Liebe"; gezeigt wurden Stellungen des halben Kamasutra - allerdings anhand von Holzpüppchen . . .

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