Montag, 12. September 2011
In ihren bis dato veröffentlichten Fotoserien beschäftigte sich die Künstlerin Claudia Rogge vornehmlich mit dem Verhältnis von Masse und Individuum. Die Bilder, die sie inszenierte, wirken wie unendliche Szenarien in einem fernvertrauten Irgendwo. In ihrer neuen Arbeit " EverAfter" wird diese gefühlte Unendlichkeit zum Thema; inspiriert durch Dantes " Göttliche Komödie" (1307 (ff.)) entstanden Großformate zu den definierten klassischen Jenseitsbereichen Inferno, Purgatorio und Paradiso. Es obliegt einer inneren Logik, dass sie sich diesem Thema widmet. Das Thema der Massen verfolgt sie bis zum letzten Atemzug des Menschen. Himmel - Hölle - Fegefeuer sind in diesem Sinne Bilder von " Letzten - Massen" : der Erleuchteten und Verherrlichten, der der Läuterung Ausgesetzten, der Verlorenen und Verdammten. Mit dieser 16-teiligen Serie hat Claudia Rogge eine umfangreiche und gleichzeitig vielschichtige Arbeit realisiert. Auf den ersten Blick scheinen diese Fotografien den einschlägigen Klassikern der Barockmalerei nachempfunden, -mit der modernen Technik überführt sie die Fotografie in alte Bilderwelten. Beim genaueren Hinsehen entdeckt man jedoch verstörende Details, - u.a. Elemente der Sodomie und der Perversion. Claudia Rogge's neue Arbeiten stellen inhaltlich wie formal zeitgenössische Fragen; - formal die Frage nach dem Zweck und Vermögen elegischer Bilder ohne den damaligen religiösen Nutzen und inhaltlich die Frage nach unserem Glauben in einer zunehmend säkularisierten westlichen Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die andererseits mit religiös motiviertem Terror konfrontiert wird. Welche Relevanz haben Endzeitbegriffe in unserer Gegenwart, wenn sie unabhängig von Gott eher mit einer Zerstörung durch unkontrollierbare Technik, oder einer zurückschlagenden Natur assoziiert werden? Wie ist unser Bezug zu Glaube, Schicksal, Moral, Liebe, Lust, Gewalt und Perversion? Mit ihrer neuen Serie hinterfragt Claudia Rogge den Dualismus zwischen einem anwährenden Gut und einem Böse, ebenso wie die Relevanz unseres Handels im Diesseits und für ein mögliches Jenseits. Gleich einer Marionettenspielerin übernimmt die Künstlerin hier die Rolle des eigentlichen Demiurgen, lässt - Welt - entstehen, reichert diese mit Elementen an, die eindeutig ihren Verweis auf das Hier und Jetzt als die wahren Orte einer denkbaren Hölle oder eines vorstellbaren Paradieses haben.
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