Sonntag, 7. Juli 2024

Herrlich satirischer Wochenrückblick

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Auszug:
Das geht von abenteuerlicher TV-Vermarktung bis hin zu WM-Turnieren in Katar. Während man in Deutschland seit Jahren damit hadert, dass in der englischen Premiere League, finanzseitig betrachtet, das Land entstanden ist, in dem Milch und Honig fließen, vergibt man in der eigenen Bundesliga die Sendelizenzen so kreuz und quer an jeden, der nicht schnell genug sein Angebot zurückziehen kann, dass man heute etwa 12 Abos von 18 Anbietern und Streaming-Plattformen benötigt, um von Erster über Zweite Liga bis zu DFB-Pokal, Champions League und Euro League sowie Länderspiele alles sehen zu können, wo die wichtigen Bälle rollen.
Früher schaltete man ARD ein, so erinnert sich zumindest mein Vater, und sah Paul Breitner und Franz Beckenbauer kicken. Mit gefühlt nur einer Kamera, die irgendwo über dem Mittelkreis positioniert war. Ohne 400 Field-Interviewer und Statistik-Einblendungen zwar, aber fußballnostalgisch muss das eine angenehme Zeit gewesen sein. Die eine Kamera war ausreichend. Da in den 70er- und 80er-Jahren der internationale Fußball mit einer Dynamik daherkam, wie man sie sonst nur von Öltankern kennt, gab es keinen Bedarf an 48 Spezial-Zeitlupen. Zeitlupe liefen die Jungs auf dem Platz quasi in Echtzeit.

Damals, so geht die familieninterne Legende bei uns, hätten selbst Vera Int-Veen und Ottfried Fischer Spielern wie Günter Netzer im Sprint von der Mittellinie zur Strafraumgrenze noch 20 Meter abgenommen. Mit gebrochenen Beinen. Und 40 Kilogramm schweren Eisenkugeln an beiden Füßen. Heute verfolgen allein drei Kameras die jeweiligen Superstars der Teams aus allen Winkeln, um noch das letzte Augenzwinkern des Ballsportidols einzufangen und an Milliarden fußballbegeisterte Kids auf der ganzen Welt auszuspielen, damit die dann ihre Eltern monatelang nerven können, bis die zermürbt klein beigeben und ihnen ein Trikot des Dribbelhelden kaufen.

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