Mittwoch, 16. März 2022

Putins geostrategisches 'Schachspiel'

Das brutale, tödlich vernichtende geopolitische Schachspiel des russischen Despoten endet längst nicht bei der Ukraine.   

Der sehr interessante Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung ist zwar am 18.2.2022 erschienen, also 6 Tage vor Kriegsbeginn, doch zeigt er nicht minder, die Absichten Putins und auch, wie ihm begegnet werden könnte - click:

Daraus: "Die Krim hat sich Russland schon einverleibt. Sichert sich Moskau die Hegemonie über die restliche Ukraine, wäre es die unangefochtene Vormacht im Schwarzen Meer. Ein Albtraum für die Nato-Mitglieder Bulgarien, Rumänien und Türkei.

Ohne Russlands Segen ginge dann wenig im Kaukasus und am Kaspischen Meer. Diese Bruchzone – halb Europa, halb asiatische Steppe – ist ebenfalls ein eurasischer Hotspot von eminenter Bedeutung. Hier wird Öl und Gas gefördert, hier verlaufen wichtige Pipelines. Nur wer die einzelnen Punkte verbindet, sieht das ganze Bild. 


Die Ukraine, der Kaukasus oder die Levante: Für Putin kann das Schachbrett nicht gross genug sein, er hat seine Figuren überall platziert. Die Europäer und zunehmend auch die USA denken kurzfristig und wenig strategisch. So heisst es in Berlin oder Washington, ein Krieg müsse verhindert werden, als stünde Europa am Vorabend der Münchner Konferenz von 1938.

Ein konventioneller Krieg würde hingegen Russlands Ressourcen bis ans Limit beanspruchen, vor allem könnte er das sorgfältig arrangierte Schachbrett durcheinanderbringen. Alles andere als ein Blitzsieg würde Moskau schwächen. Das Bündnis mit China ist noch mehr Wunsch als Realität, ohnehin sieht Peking Russland als Juniorpartner.

Klassische Fehleinschätzung: Auch wenn Russland nicht in die Ukraine einfällt, bleibt das zentrale Problem ungelöst. Moskau will Kiew botmässig machen, um eine Rolle als eurasische Grossmacht zu spielen. Putin möchte nun einmal nicht im östlichen Vorhof von Nato und EU versauern. Dafür braucht er keinen Krieg, mindestens keinen klassischen mit Kanonendonner und Panzerschlachten.


Eines hat die Ukraine gewiss gelernt: Aus dem Westen naht keine Rettung. Will sie Ruhe finden, muss sie die russische Hoheit über die abtrünnigen Donbass-Gebiete und die Krim anerkennen. Das hat Putin mit seinem Powerplay brutal klargestellt. 


Putin hat dieses Dilemma erkannt und glaubt deshalb, den Westen unter Wert schlagen zu können. Er verfolgt sein geopolitisches Kalkül mit eisernem Realismus und einem strategischen Ziel. Das Schachspiel um die Dominanz in Eurasien hat erst begonnen.

"Spannender Artikel. Noch spannender sind die Kommentare. Es ist sehr überraschend wie viele Autokraten- und Diktatorenfans es unter den NZZ Lesern gibt… sie können es ja mal ausprobieren und in das durchschnittliche Russland oder China emigrieren. Es kann keinen für den Westen vorteilhaften Deal mit den beiden Machthabern geben… das einzige was sie verstehen sind durch Stärke klar aufgezeigte Grenzen"

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